Ist ein Wohnmobilurlaub nachhaltig?

Noch immer boomt der Wohnmobilmarkt, die Vans gehen online weg wie heiße Semmeln, Konzepte á la Roadsurfer und Co sind nicht mehr wegzudenkende Modelle am Urlaubshimmel. Doch wie fast alles, was mit Tourismus zu tun hat, hat auch das Wohnmobil und seine Brüder und Schwestern viele Nachteile für unsere Umwelt.

Spätestens nach dem ersten Corona-Sommer war klar, das mit dem Van Life nimmt überhand. Vollgeparkte Waldparkplätze mit campierenden Erdlingen und Städtern, Staus voller Brummis in Richtung Natur und selbst in den Städten begegnete man nicht selten einem verschlafenen Herrn mit Kaffeetasse auf dem Bürgersteig. Das Bedürfnis nach Freiheit war groß und die Möglichkeiten klein. Das Auto, der Campervan oder das Wohnmobil waren für Viele die Antwort auf die Frage, wie man Urlaub kontaktarm und möglichst frei gestalten könne.

Doch wie steht es um die Umwelt?:

  • Das Wohnmobil verbraucht mit Abstand am meisten CO2 – innerorts, außerorts und auf der Autobahn – im Vergleich zum PKW. 
  • Immer neuer, immer besser? Der Ressourcenverbrauch bei der Produktion und auch die Entsorgung eines neuen Wohnmobils sind enorm, sodass besonders neu zugelassene Modelle tiefe CO2-Spuren hinterlassen.
  • Ölverlust von VW Bus, Wohnmobil und Co sind keine Seltenheit, aber schon kleine Mengen Öl können der Natur schaden, sodass wildstehende Camper häufig unbemerkt Boden und Wasser Schaden zufügen.
  • Der Rückzugsort von Wildtieren wird immer weiter gestört durch das rücksichtslose Verhalten von WohnmobilistInnen in der freien Natur.
  • Fäkalien können auch im dunkelsten Wald das Trinkwasser verschmutzen, chemiehaltiges Toilettenpapier baut sich übrigens erst nach etwa 10 Jahren ab.
  • Phänomen Massentourismus: Nix da, individuelle Freiheit! Van-Life und Co sind ein Massenphänomen geworden, nicht nur Portugals Küsten werden dadurch nachhaltig verschmutzt. Auch kleinere Anwohnerstraßen in Wohngebieten in der Eifel und Co werden von Wohnmobilen häufig so zugeparkt, dass die hier lebenden Menschen nicht nur optisch beeinträchtigt werden.
  • Reisen mit dem Wohnmobil ist weniger nachhaltiger als ein Hotelurlaub, auch wenn man mit dem eigenen PKW anreist – außer man lebt dauerhaft in seinem Vierrad und bringt wenige Kilometer hinter sich.

Wie kann ich halbwegs umweltschonend im Wohnmobil & Co Urlaub machen?

Wir verstehen das Bedürfnis nach Spontaneität und Freiheit – vor allem mit Kindern. Ein Wohnmobil kann das Reisen mit Kindern vereinfachen und der ganzen Familie viele Freuden bereiten. Ein paar Anregungen, wie ihr bewusster mit dem Campervan unterwegs seid:

  • Benutzt private Mietplattformen wie Paulcamper & Co, um das Van-Life auszuprobieren, oder vermietet euren Brummi selbst. So werden die schon bestehenden Camper effizient ausgelastet und im besten Fall weniger ressourcenintensive Neuwagen zugelassen.
  • (Miet-)Mobil mit Katalysator wählen bzw. nachrüsten lassen.
  • Die Strecke der Zeit anpassen: Lieber entschleunigt reisen, als so viele Kilometer wie möglich mitzunehmen.
  • Lieber mehr Mitfahrer als zu wenige. Eine vierköpfige Familie in einem 3,5 Tonner ist allemal besser, als ein Single im 4 Tonner. Wenn noch Plätze frei sind: Mitfahrgelegenheiten anbieten.
  • Auf Wildcampen verzichten und wenn ihr mal doch an einem einsamen Plätzchen stehen und übernachten solltet: Müll und andere Hinterlassenschaften (Stichwort Fäkalien) wieder mitnehmen.
  • Nachhaltige Campingkonzepte wie ECOCAMPING, Camping à la ferme (Camping auf dem Bauernhof in Frankreich), Agricampeggio (Bauernhof-Camping in Italien) und Co nutzen. 
  • Kein freies Feuer in der Natur, außer es gibt eine offizielle Feuerstelle.
  • Zeigt euch respektvoll gegenüber Anwohnern: Parkt keine Straßen zu, die eh schon überlastet sind, lasst den Anwohnern ihre Parkmöglichkeiten und ihre Sicht – die wenigsten möchten auf Berge aus Plastik und Blech blicken ;-).
Autorin: Céline

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