“12 Uhr, 32 Grad, ein Zeugnis voller 2er und 3er, eine 1 in Sport und Mathe und naja auch eine 4 in Englisch – aber wer braucht das schon? Ich kann deutsch, bayerisch und auch beim Nachahmen anderer Dialekte bin ich ein absoluter Meister. Fremdsprachen werden völlig überbewertet. Meine Eltern haben mich von der Schule abgeholt und dann ging es für uns alle in die Pizzeria am Marktplatz, eine Tradition, die wir pflegen, seitdem ich vor 2 Jahren das erste Zeugnis vom Gymnasium bekommen habe.
Für mich bedeutete die weltbeste Pizza Funghi aber nicht nur, dass ich 6 Wochen frei habe und nicht morgens um 6 aufstehen muss, um um kurz vor sieben den einzigen Bus zur Schule zu erwischen, sondern auch, dass es wieder Zeit für unseren Sommerurlaub im Zillertal mit der ganzen Sippe wurde. Dazu zählte auch meine geliebte Oma, die nicht wie wir in Regensburg, sondern hoch oben im Norden in Lüneburg wohnt. Samstag früh war wie immer Abfahrt um 10 Uhr, die Kühltasche mit den belegten Semmeln für die Fahrt und Theo kamen zu Eva und mir auf die Rückbank.
Freunde und Arbeitskollegen von meinem Papa haben vor Jahren, als ich noch klein war, gemeinsam eine alte Scheune in Mayrhofen gepachtet und wieder auf Vordermann gebracht. Luxus ist definitiv was anderes, aber ich liebe diese Hütte. Wir haben alles, was wir brauchen: Eine urige und gemütliche Stube mit Küche und einem riesigen Tisch, 3 kleine Schlafzimmer, das mit den Hochbetten ist für Eva und mich und ein winziges Bad mit Dusche. Theo schläft eh immer bei mir am Fußende und braucht kein eigenes Bett.
Auch wenn es kein richtiger Bauernhof ist, der Urlaub im Zillertal fühlt sich auf jeden Fall immer so an. Überall um uns herum gibt es endlose, grüne Wiesen mit Kühen und Pferden, die nur auf uns und die leckeren Möhren und Äpfel warten. Meine Schwester und ich sind alt genug, um draußen alleine durch die Gegend zu streunen, uns die Hügel hinunterkullern zu lassen oder die Nachmittage am Bach verbringen.
Gott sei Dank gab es damals (und auch heute noch) in der Nachbarschaft ein paar andere Kinder, mit denen wir spielen konnten. Theo war meistens auch dabei, oder er lag faul neben meiner Oma, die ein Buch nach dem anderen verschlungen hat. Wenn wir Hunger hatten, gab es immer was Leckeres zum futtern. Für ihre Lasagne und Apfelküchlein ist Oma weltberühmt.
Meine Eltern haben Hummeln im Hintern und können ihren Aktivurlaub im Zillertal stets mit Wandern und Mountainbiken so richtig auskosten. Die wirklich anspruchsvollen Routen unternehmen sie zu zweit, Eva, Theo und ich bleiben dann gerne bei Oma, die uns verwöhnt. Wenn die beiden ohne uns unterwegs sind, lieben sie es, die Zillertaler Bergwelt und den Hochgebirks-Naturpark Zillertaler Alpen zu erkunden.
Früh morgens, wenn der Rest der Familie noch schlummert, packen sie ihre Rucksäcke, ziehen ihre quietschbunten Outdooroutfits samt Wanderschuhen an und machen sich auf den Weg zur Ahorn Bergstation, zur Kasseler Hütter, zum Brandberger Kolm oder was weiß ich wohin. Wandern ist ihr Element und ihre Leidenschaft, aber sie haben uns nie genötigt, mit ihnen irgendwelche Berggipfel nach stundenlanger Wanderung zu erklimmen.
Bei etwas längeren Spaziergängen bzw. leichten Wanderungen sind unser Hund, Eva und ich auch gerne dabei. Oma leider nicht, sie hat es nämlich an der Hüfte. Wenn wir vier plus Hund Theo unterwegs sind, dann ist die Almwanderung von Mayrhofen Pflicht für jeden Urlaub im Zillertal. Aber für gemeinsame Aktivitäten stehen auch das Erlebnisbad Mayrhofen zur Auswahl: Rutschen für meine Schwester und mich, Mama und Papa ziehen auch ihre Bahnen und Oma kann ebenfalls nach ein paar Schwimmzügen den Ruhebreich auf der günen Terrasse samt Blick auf die Berge genießen.
Ein Highlight beim Familienurlaub im Zillertal ist für alle aber immer der Ausflug zum Badesee Schlitters, denn zum Sommer gehört das Plantschen im See einfach dazu. Beim Abenteuerspielplatz kommen wir und beim Café die drei Erwachsenen auf ihre Kosten. Dieses Jahr waren wir 4 (Oma und Theo blieben zuhause) das erste Mal auch mit den Fahrrädern unterwegs, die wir von Regensburg mitgenommen hatten.
Am Anfang der Ferien haben wir den ca. 2-stündigen Zillertal-Radweg gemeistert, zum Ende des Urlaubs ging es dann noch einmal von der Penkenbahn bis zum Penkenjoch. Oma war dann wieder beim Genießerrundweg Ahorn samt Sinnespfad dabei, den wir mit der Bergbahn gemeinsam erklimmen konnten. Von oben hat man eine tolle Aussicht und für all diejenigen, die mit ganz Kleinen unterwegs sind: Der Weg oben ist kinderwagentauglich.
Als nachträgliches Geburtstagsgeschenk ging es dann am Tag vor unserer Abreise noch in Schettla’s Boulderhalle. Eva war schon immer ein kleiner Kletteraffe und weil ihre beste Freundin Paula in den Osterferien auch gebouldert ist, muss meine Schwester es natürlich auch machen. Aber ich muss sagen, sie hat sich wirklich gut angestellt und hat versucht, eine Route nach der anderen zu erklimmen.
Sie wollte gar nicht mehr aufhören, erst als ihre Hände schon gezittert haben, konnten wir sie aus der Halle locken. Meins ist das Bouldern nicht, ich bin lieber draußen an der frischen Luft und am echten Berg aktiv unterwegs. Aber um am Berg bestehen zu können, müsste ich erst einmal ein wenig üben.“