Nachhaltiger Familienurlaub – Status quo & was es für uns bedeutet

Wir reisen leidenschaftlich gern! Doch die Folgen des immer stärker wachsenden Tourismus gehen auch an uns nicht spurlos vorbei. So hat familienurlaub.eu sich zur Aufgabe gemacht, als Portal für familienfreundliche Unterkünfte und familienfreundliches Reisen den Leitlinien des Nachhaltigen Tourismus zu folgen.

Nachhaltiger Tourismus bedeutet sanftes Reisen in Rücksichtnahme auf Natur und Kultur des bereisten Landes. Doch was heißt eigentlich ‚Sanftes Reisen’ und wie nehmen wir als Touristen Rücksicht bzw. was können wir tun, um möglichst nachhaltig zu reisen? Wir wollen diesen Fragen auf den Grund gehen und versuchen, ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen.

 

Inhaltsverzeichnis

Die Folgen der Tourismusaktivitäten für das Reiseland

So einfach ist das mit der Nachhaltigkeit im Bereich des Reisens nicht. Wer sich mit den harten Fakten der Tourismusbranche beschäftigt, sieht schnell, dass unsere Reiseaktivitäten auch viele negative Folgen für die Umwelt und die Bewohner haben.

Jahr für Jahr werden diese schwerwiegender, da immer mehr Menschen weltweit reisen. Der Aufruf, sanfter zu reisen, wird also immer wichtiger.

Laut des Umweltbundesamtes belastet jede Reiseform alle Bereiche der Umwelt. Sei es der Ausstoß von klimaschädlichen Emissionen bei der An- und Abreise oder auch der negative Einfluss von Freizeitaktivitäten auf die Biodiversitäten eines Landes.

Internationaler & nationaler Tourismus & Kohlenstoffdioxid (CO2)-Emissionen (=Ausstoß)

Betrachtet man die CO2-Bilanz internationaler Reisetätigkeiten, so wird eines klar: Vor allem der Reiseverkehr muss als großer Sündenbock betrachtet werden, da er für einen immer größer werdenden Anteil der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Dabei steht auch fest, dass vor allem einkommensstarke Länder am meisten reisen.

Aus einem wissenschaftlichen Artikel der University of Sydney (Lenzen, 2018) geht hervor, dass die USA, China, aber auch Deutschland an der Spitze des Ausstoßes von CO2 stehen, der durch touristischen Verkehr bedingt ist.

Dabei muss laut des Umweltbundesamtes (Umweltbundesamt, 2019) vor allem das Fliegen mit dem Flugzeug betrachtet werden. Aufgrund der Flughöhe wird nicht nur verstärkt CO2 ausgestoßen, sondern auch weitere umweltschädliche Emissionen verursacht sowie zusätzliche atmosphärische Prozesse in Gang gesetzt, die eine negative Klimawirkung zur Folge haben.

Doch auch andere touristische Aktivitäten können Auswirkungen für die Umwelt haben. Hierzu zählen laut des Umweltbundesamtes neben dem CO2-Ausstoß, der durch Fliegen, Autofahren und Co verursacht wird, unter anderem:

  • Luftverschmutzung durch touristische Festlichkeiten (z. B. Feuerwerk, Grillen und Co)
  • Hoher Verbrauch von Wasser in Regionen, in denen Wasserknappheit herrscht
  • Problematische Wassernutzung (z. B. Schneekanonen auf Pisten, die durch Zusatzstoffe betrieben werden)
  • Verschmutzung von Gewässern
  • Starke Bebauung und Flächenverbrauch in touristischen Gebieten für rein touristische Zwecke
  • Verlust der biologischen Vielfalt (bspw. verursacht durch das Schaffen von künstlichen Badestellen an empfindlichen Küstenabschnitten)

Doch was ist eigentlich CO2 & warum ist CO2 schädlich?

Kohlenstoffdioxid ist ein Gas, welches farblos und nicht brennbar ist und eigentlich als natürlicher Bestandteil in unserer Luft stetig vorkommt. Selbst durch Atmen oder Verdauen wird CO2 ausgestoßen, aber natürlich nur zu einem ganz geringen Prozentsatz.

Anders sieht es aus, wenn z. B. fossile Brennstoffe verbrannt werden (z. B. beim Autofahren). Je mehr Treibhausgas ausgestoßen wird, desto mehr nimmt die Konzentration dieses Gases in der Atmosphäre zu, sodass es zu einer globalen Erwärmung kommen kann. Eine klimatische Veränderung der Erde führt zu einem Ungleichgewicht unseres Ökosystems.

Auch spannend: eine kurze Geschichte der CO2-Emissionen:

Overtourism/Overtourismus als Folge von wachsender Reisebereitschaft

Wer von den Folgen der weltweit steigenden Reiseaktivitäten spricht, kommt am modernen Begriff ‚Overtourism’ nicht vorbei. Hier werden die negativen Auswirkungen von überbesuchten Orten bzw. Städten bezeichnet. Mit den Folgen haben dann nicht nur die Umwelt zu kämpfen, sondern auch die Einheimischen.

Zwar wird Overtourism oft im Zusammenhang mit Massentourismus gelesen und erwähnt, doch beide Begriffe dürfen nicht in einen Topf geworfen werden. So kann ein geringfügiger Anstieg an Touristen in einer kleinen Region das Leben der Einwohner bereits negativ beeinträchtigen (vgl. Koens, 2018).

Beispiele für überbesuchte Orte in Europa, die sehr unter Overtourism leiden, sind Barcelona in der Hauptsaison, Mallorca als Deutschlands liebste Urlaubsinsel, aber auch Oia auf der griechischen Urlaubsinsel Santorin, dessen Sonnenuntergänge ein sehr beliebtes Motiv für Instagram und Co sind und damit noch mehr Touristen anziehen.

Die Probleme des Overtourism sorgen inzwischen auf landesweiter Ebene, aber auch im internationalen Diskurs für viele Gespräche seitens der Regierungen und auch der Bevölkerung, um Lösungen zu schaffen.

Ein bekanntes Beispiel ist hier die zeitweise Schließung des thailändischen Traumstrandes Maya Bay, der durch den Film „The Beach“ täglich mehrere tausende Touristen anzieht. Korallenbänke sollen sich in dieser Zeit erholen und man möchte während der Sperrung nun auch verstärkt etwas gegen die starke Verschmutzung des Strandes und des Wasser (beispielsweise durch Sonnencreme) durch Touristen tun.

 

Sanfter Reisen für eine bessere Klimabilanz & für mehr Rücksichtnahme auf Natur & Kultur

Wir wissen, dass ein blütenweißer Hemden-Tourismus kaum möglich ist, dennoch gibt es in der Tat viele praktische Tipps und auch einfache Verhaltensweisen, wie wir als Touristen mit Bedacht reisen können.

Wir von familienurlaub.eu wissen natürlich auch, dass wir mit jeder Reiseaktivität negativ zur Klimabilanz beitragen und möchten uns dadurch für das Thema „Sanfter Tourismus“ stark machen, um die Folgen unseres Handelns möglichst kleinzuhalten.

Auf dieser Seite stellen wir euch Möglichkeiten vor, sanfter zu reisen.

 

Nachhaltiger Tourismus ist kein Ökotourismus

Gerne werden unter Nachhaltigem Tourismus und Ökotourismus die gleichen Absichten verstanden. Streng genommen muss hier jedoch unterschieden werden.

So versteht man unter Ökotourismus das „verantwortliche Reisen in Naturgebiete, das die Umwelt schützt und den Wohlstand der Einheimischen mehrt“ (Reisenexclusiv.com, 2018). Im Original von The Ecotourism Society (1991) formuliert: „Ecotourism is responsible travel to natural areas that conserves the environment and sustains the well being of local people“.

Im Idealfall wird somit ein Land bereist, das von den Urlaubern auch profitiert. Touristen machen sich zum Beispiel für den Erhalt des Ökosystems aktiv stark (bspw. durch Spenden oder Müllsammeln vor Ort).

Wer jedoch nachhaltig reist, versucht zwar seinen ökologischen Fußabdruck möglichst gering zu halten bzw. die Natur und Kultur des Reiselandes zu respektieren und mit seiner Reise nicht etwa zu überfordern, trägt jedoch nicht gleichermaßen zum Umweltschutz bei. Man muss sich also bewusst machen: Wer sanft reist, hinterlässt dennoch Spuren. Uns geht es somit darum, möglichst kleine Spuren für das bereiste Land zu hinterlassen.

 

Sanfter Tourismus ist das Gegenmodell zum Massentourismus

Sanfter bzw. Nachhaltiger Tourismus, oder auch gern als Integrativer bzw. Zukunftsorientierter Tourismus bezeichnet, ist das Gegenteil zum Massentourismus. Nach wie vor stellt für viele Länder (und auch Regionen) der Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen dar, sodass Urlaubsorte schnell von transnationalen Unternehmen, also von grenzübergreifenden agierenden Unternehmen, abhängig werden, die wiederum oft den Massentourismus fördern.

Sanftes Reisen bedeutet somit, die Region/das Land dennoch durch touristische Aktivitäten finanziell zu unterstützen, dabei aber besonders rücksichtsvoll mit Natur und Kultur umzugehen, während das Geld bewusst ausgegeben wird.

 

Praktische Tipps, sanft & nachhaltig zu reisen

familienurlaub.eu möchte den nachhaltigen Tourismus unterstützen und somit allen Reisefans zeigen, dass es gar nicht so schwer ist, sanften Familienurlaub zu betreiben. Die Möglichkeiten, umweltfreundlicher und respektvoller zu reisen, sind vielfältig. Welche praktischen Tipps ihr am besten und einfachsten umsetzt, entscheidet ihr ganz allein. Jeder Ansatz, jeder Schritt und jede Form der Sensibilisierung hilft, zukunftsorientierter zu reisen.

1. Das Urlaubsziel unter klimafreundlichen Augen betrachten
Wir sind Europafans! Der Kontinent bietet so einiges, was einen tollen Familienurlaub ausmacht. Auf klimaunfreundliche Langstreckenflüge kann damit leicht verzichtet werden. Denn selbst die unmittelbare Nähe bringt Abenteuer und Urlaubsstimmung mit sich. Wenn ihr also losziehen möchtet, denkt doch ein wenig an die Klimabilanz eurer An- und Abreise.

Wer auf Flugreisen nicht verzichten möchte:
Über das Umweltbundesamt findet man einen praktischen Rechner, um seine CO2-Bilanz auf Reisen zu berechnen und so über das ein oder andere Urlaubsziel nochmals nachzudenken.

Oder: Unterstützt das Projekt atmosfair, welches u.a. vom Bundesumweltministeriums ins Leben gerufen wurde. Hier kann – natürlich freiwillig – die Summe der verursachten Treibhausgase zurückgezahlt werden. Mit dem Geld werden umweltfreundliche Projekte unterstützt.

Und! Die Dosis entscheidet über das Gift… Wir sind auch keine Heiligen, waren auch das ein oder andere Mal auf Langstreckenflügen unterwegs. Dennoch geht es darum, bewusst zu reisen und sich zu überlegen, ob der ein oder andere Flug wirklich notwendig ist.

Auch die Länge der Reise entscheidet! Lieber zwei Wochen wegfliegen als häufig einen Kurztrip mit dem Flugzeug planen.

2. Bewusst unterwegs: Fahrrad, Bus, Bahn & Co
Es muss nicht immer das Auto sein. Auch mit dem öffentlichen Verkehrsnetz kommen wir schnell und vor allem sicherer ans Ziel. Der Vorteil für Familien: Mama UND Papa können sich gleichermaßen um den Brüllbären kümmern.

Oder: Wie wäre es denn mit einer Fahrradtour im Urlaubsland? Es muss nicht immer der Roadtrip im Auto sein. Auch auf eindrucksvollen, familienfreundlichen Wanderungen und auf dem Drahtesel kann ein Land wunderbar bereist werden.

3. Bewusstes Verhalten vor Ort
Trinkwasser sparen, Heizung und Klimaanlage möglichst selten einsetzen, auf Einwegartikel verzichten. Ein bewusstes, klimafreundliches Verhalten im Reiseland trägt viel zur neutralen Klimabilanz bei.

4. Overtourism vermeiden: Zeit & Ort bedenken
Barcelona muss nicht unbedingt in der Hochsaison besucht werden, auch Bordeaux ist ein französischer Traum und kann locker mit Paris mithalten. Ihr seht schon! Mit ein bisschen Planung können überbesuchte Orte vermieden werden. Davon profitiert ihr als Familie ebenfalls, denn wer mag schon einer von Tausenden sein, der einen vermeintlich romantischen Ort in der Masse für sich entdeckt?

5. Geld im Urlaub „richtig“ ausgeben
Transnationale Unternehmen meiden, lieber lokale Betriebe unterstützen. Den gemütlichen Morgenkaffee beim Schlendern muss man sich nicht unbedingt bei Starbucks holen und schon gar nicht in umweltschädlicher Einmalverpackung! Familienfreundliche Hotels sind ohnehin viel netter, wenn sie selbst von einer Familie vor Ort betrieben werden (STICHWORT familienurlaub.eu ;-)).

6. Nachhaltigkeit & Skifahren
Skifahren gilt nicht als besonders nachhaltig. Dennoch gibt es auch für diese Sportart ein paar Tipps und Tricks:

  • Skigebiete in der Nähe nutzen
  • Sessellift anstatt Schlepplift – ist ebenfalls klimafreundlicher
  • Mit den Skiern ab in die Bahn als mit dem Flugzeug nach Montreal (eh klar!)
  • Skifahren vermeiden, wenn Schneeverhältnisse schlecht sind, denn Schneekanonen sind ein Killer für den Sanften Tourismus
  • Kleine Skigebiete sind ökologisch nachhaltiger als große

 

Lesestoff für noch mehr Input

Lenzen M. et al. The carbon footprint of global tourism
(June 2018) in Nature Climate Change, Vol. 8 (pp. 522-528): https://doi.org/10.1038/s41558-018-0141-x

Koens K. et al. (Nov. 2018) Is Overtourism Overused? Understanding the Impact of Tourism in a City Context IN Sustainability 2018, 10, 4384 doi:10.3390/su10124384

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