“Als meine Frau Elba für unseren Urlaub mit den Kindern vorschlug, musste ich kurz überlegen. Irgendwie gab es eine Lücke auf meiner imaginären Weltkarte im Kopf und Elba wollte sich nicht so recht an die richtige Stelle setzen. Elba, so erzählte mir meine geliebte Ehefrau sogleich ganz naseweiß und triumphierend, liegt mitten im Tyrrhenischen Meer vor der italienischen Küste und östlich von Korsika.
Mit Korsika konnte ich etwas anfangen und wusste sogar, dass die Insel zu Frankreich gehörte :). Das interessierte zwar niemanden und ich konnte mal wieder nicht mit meinen Geografiekenntnissen punkten, aber egal. Katrin ist 1-2 Mal als Kind mit ihren Eltern im Urlaub auf Elba gewesen und wollte nun gemeinsam mit unseren Kindern den italienischen Inseltraum erleben.
Plant bei der Anreise mit dem Pkw unbedingt einen Zwischenstopp ein
Die Anreise nach Elba war leider eine Tortur, sodass der Urlaub mit viel Geschrei startete. Luise kränkelte ein bisschen, war aber wieder auf dem Weg der Besserung, sodass wir uns dafür entschieden hatten, doch loszufahren. Wir wollten aus der Nähe von Freiburg mit dem Auto anreisen. Eine gut 11- bis 12-stündige Autofahrt inklusive Überfahrt mit der Fähre stand uns und vor allem den Kleinen bevor.
Da die Zwei aber eigentlich das Autofahren lieben, hielten wir das für eine gute Idee. Früh morgens losfahren und am Abend ankommen, das war der Plan. Luise war aber so schlecht drauf wie noch nie, sodass wir kurz vor Mailand ein Hotel in Autobahnnähe ausfindig machen mussten, um dort eine Nacht zu bleiben und ihr ein wenig Ruhe zu gönnen. Das war definitiv die richtige Entscheidung! Mit Kindern muss man einfach ungemein flexibel sein.
Selbst der Vermieter unseres Ferienhauses, das wir für die erste Urlaubswoche auf Elba gemietet hatten, hatte vollstes Verständnis und hat uns noch nicht einmal den Preis für die erste Übernachtung berechnet. Das ist mehr als kinderfreundlich. Die letzte Etappe meisterten Luise und ihr Bruder mit Bravour und auch wir kamen mit einem Zwischenstopp deutlich entspannter an als ohne. Schnell war entschieden, dass auch die Rückreise mit einer Übernachtung besser zu bewältigen war.
1. Woche Nord- & Südosten von Elba
Vom Fähranleger in Portoferraio im Norden der Insel ging es in das ca. 20-minütige entfernte Capoliveri. Etwas außerhalb der Stadt hatten wir ein nettes kleines Ferienhaus gemietet, von wo aus wir in den nächsten Tagen unsere Entdeckungstouren starten wollten.
Uns war es besonders wichtig, dass wir nicht allzu viel Zeit pro Tag im Auto verbringen mussten. Auch wenn die Insel Elba nicht allzu groß ist, wollten wir es vermeiden, täglich 2-3 Stunden im Auto zu sitzen. Auch ein Tag ohne Ausflüge, an dem wir die nähere Umgebung zu Fuß erkunden oder einfach im Garten unseres Feriendomizils die Zeit mit unserem Nachwuchs entspannt verbringen können, sollte möglich sein.
Nun aber zu unseren Tipps, Ausflugszielen und Erfahrungen bei unserem Urlaub auf Elba. Wir starten im Osten der Insel:
Sehenswert: Capoliveri
Capoliveri darf auf eurer Reise nach Elba auf keinen Fall fehlen. Diese süßes, historische Städtchen liegt auf einem Hügel und verzaubert wahrscheinlich jeden Besucher. Nicht umsonst ist Capoliveri bei Touristen besonders beliebt. Da wir im Frühsommer dort waren und dank Luise und Julian immer (sehr!) früh auf den Beinen sind, haben wir die Stadt nicht als überfüllt wahrgenommen. Ab der Mittagszeit und in der Hochsaison sieht das bestimmt anders aus.
Capoliveri hat es besonders meiner Frau angetan, sie liebt ein wenig Trubel und erfreut sich an den vielen kleinen Straßencafés, Restaurants und Geschäften. Die winzigen Gässchen mit teilweise steilen Treppen, die sich durch die Altstadt ziehen, sind wunderschön anzusehen und tolle Fotomotive.
Auch Luise und ihr Bruder haben es geliebt durch die Straßen zu laufen, die vielen Treppen waren ein besonderes Highlight. Klar, ist es anstrengend, die ganze Zeit ein Auge auf die Zwei zu haben, aber durch das ganze Erkunden und Herumgerenne sind sie irgendwann so müde, dass sie 2 h am Stück schlafen und wir uns erholen können :). Dann steht einem entspannten Café-, Markt- oder Kirchenbesuch nichts mehr Wege.
Hauptstadt Elbas: Portoferraio
Bei unserer Ankunft haben wir nicht allzu viel von Portoferraio gesehen, sodass wir uns an 2 Vormittagen noch einmal ganz in Ruhe die Stadt mit ihren ganzen Sehenswürdigkeiten anschauen wollten. Portoferraio hat unglaublich viel zu bieten, deswegen solltet ihr viel Zeit einplanen, um die Schönheit und das Flair dieser Stadt erleben zu können. Hier ein paar Sehenswürdigkeiten, denen ihr in Portoferraio einen Besuch abstatten solltet:
- Alter Hafen mit teils imposanten Yachten, dazwischen kleine bunte Fischerboote, die im Vergleich dazu wie Spielzeugboote aussehen.
- Forte Falcone und Forte Stella sind die Zeugnisse der bewegten Vergangenheit der Stadt. Wie der Name erahnen lässt, befinden sich die Festungen auf einem Berg, Kinderwagen sind hier kontraproduktiv. Ein gutes Stück können und wollen die Zwerge an der Hand laufen, für die restliche Strecke werden sie in die Trage verfrachtet. Ich habe meistens Luise (sie wiegt ein wenig mehr als ihr Bruder) und Katrin Julian. Für kurze Strecken funktioniert das mit der Babytrage noch ganz gut, stundenlange Spaziergänge wie noch vor ein paar Monaten sind aber nicht mehr drin. Die vielen Stufen bis zur Forte Falcone werden mit einem beeindruckenden Blick auf die Stadt und den kleinen Strand Le Viste belohnt. Die Festung Forte Stella mit dem Leuchtturm ist ebenso imposant und der Ausblick phänomenal.
- Für Kulturinteressierte: Die Stadtresidenz Napoleons “Villa dei Mulini” inklusive Garten. Nicht weit von der Festung Forte Falcone entfernt befindet sich Napoleons ehemalige Villa, die für Besucher offen steht.
- Ganz klar ein Muss: die Piazza Antonio Gramsci, Piazza Cavour und Piazza Repubblicia.
- Noch mehr Kultur und Geschichte könnt ihr bei der Chiesa della Misericordia und der Chiesa del Santissimo Sacramento erleben.
- Zur Erholung dienen die vielen Cafès und etwas abgelegenen Gassen und Plätze.
- Wer direkt in Portoferraio dem Meer einen Besuch abstatten möchte, der kann zum Strand Le Viste hinuntersteigen. Wir haben dort ein 2. Frühstück eingenommen, bevor es weiter zur Villa dei Mulini ging. Die Kinder waren glücklich und hatten auch ohne Schaufel und Eimer ihren Spaß. Sand und Wasser sind für ein Strandvergnügen völlig ausreichend! Nach gut einer Stunde wurde es dann immer voller, sodass wir unseren Stadtrundgang fortgesetzt haben.
Rio Marina & Cavo: Kann man machen, muss man aber nicht
Ganz im Norden der Insel Elba liegen das ehemalige Bergwerksstädtchen Rio Marina, das definitiv einen Stopp lohnt. Auch hier warten kleine Gässchen, ein doch recht kleiner Leuchtturm und die Überreste des Erzabbaus. Allzu lange kann man sich dort nicht aufhalten, da man recht schnell alles gesehen hat.
Also weiter nach Cavo, das uns jetzt nicht wirklich vom Hocker gerissen hat. Es ist ganz nett, aber auch Cavo kann mit dem Charme von Capoliveri nicht mithalten. Für einen kurzen Abstecher, damit sich die Zwei austoben und wir eine Runde schwimmen konnten, ging es an den Strand von Cavo und später zum Strand von Frugoso.
Lohnenswert: Porto Azzuro & Rio nell’Elba
Deutlich besser gefallen hat uns Porto Azzurro, hier war wieder mehr los und alles ein wenig belebter. Die bunten Häuser mit den grünen Fensterläden am Hafen sorgen gleich für gute Laune und entspannte Stimmung bei Einheimischen und Touristen. Julian war von den Booten ganz begeistert und an jedem dieser Gefährte wurden wir – je nach Ansprechpartner – mit dem 2-Wort-Satz “ Mama Boot”, “Papa Boot” oder “ Isa Boot” auf eben solches hingewiesen.
Der Hafen und die Piazza Matteotti sind der pulsierende Mittelpunkt von Porto Azzurro, von wo aus man zu einem kleinen Spaziergang durch die Altstadt starten kann.
Ebenfalls sehenswert, aber deutlich ruhiger ist das Bergdorf Rio nell’Elba, das sich seine Ursprünglichkeit bewahrt hat und neben der Einsiedelei Santa Caterina auch einen botanischen Garten zu bieten hat.
Strände im Osten & Süden
Ein Vormittag oder Nachmittag am Strand darf bei unseren Urlauben auf keinen Fall fehlen, meine Frau liebt die Sonne, ich das Wasser und unsere Rabauken die Kombination aus Meer und Strand, was je nach Laune bedeutet, dass sie sich um das Strandspielzeug kloppen, vergnügt miteinander spielen, sich mit Sand bewerfen, uns mit Sand bewerfen, das ein oder andere Sandkorn (unfreiwillig) kosten und mit Schwimmflügeln bestückt ihre O-Beine in das Wasser tauchen:
- Lacona Beach: Hier tobt das Leben! Kein Wunder, denn dieser Strand ist absolut kindertauglich und es befinden sich einige Campingplätze in der Nähe, auf denen viele Familien ihren Urlaub auf Elba verbringen. Der Sandstrand ist recht groß, so dass man immer noch ein Plätzchen bekommt. Außerdem fällt er schön flach ab und eignet sich optimal zum Sandhügel Bauen (als Sandburg würde ich Juniors Exemplare noch nicht bezeichnen).
- Strand von Capo Bianco: Der weiße Kiesstrand befindet sich ganz in der Nähe von Portoferraio. Also wenn ihr die Stadt besucht und danach ein wenig Erholung braucht, macht einen Abstecher dorthin.
- Barabarca Strand: Dieser Strand erinnert uns an den Tuffieha Bay im Westen Maltas, den Katrin und ich noch in trauter Zweisamkeit genießen konnten. Der Barabarca Strand ist nicht allzu groß, war aber von unserem Ferienhaus nicht allzu weit entfernt. Ähnlich wie auf Malta auch sind Badeschuhe sinnvoll, so kann man ohne Bedenken schwimmen und plantschen gehen.
- Strand von Sansone: Nicht weit von Portoferraio liegt dieser Traum von Strand, den man auf dem letzten Stück nur zu Fuß erreichen kann. Dafür ist es hier angenehm ruhig und nicht so überlaufen.
Den Westen Elbas erkundeten wir in der 2. Woche
Was die Auswahl der Strände anbelangt hat der Westen und Südwesten der Insel Elba für einen tollen abwechslungsreichen Badeurlaub einiges mehr zu bieten als der Osten. Für uns ideal, so mussten wir uns nicht jeden Tag Gedanken über ein umfangreiches Kinder-Bespaßungs-Programm machen, denn schließlich hatten wir auch Urlaub. Sachen packen und ab an den Strand, so waren alle Familienmitglieder für die nächsten Stunden zufrieden gestellt.
Die 2. Woche sind wir in einer Ferienwohnung irgendwo zwischen Pomonte und Chiessi untergekommen, die ebenfalls ein guter Ausgangspunkt für Unternehmungen in der Region war. Natürlich waren wir nicht nur am Strand, sondern haben auch hier wieder die Gegend erkundet. Dazu aber gleich mehr, jetzt erst einmal zu den Stränden, die wir größtenteil selbst besucht haben (die restlichen Strände wurden uns von unserer Vermieterin empfohlen).
Strandparadies im Westen
- Strand bei Marina di Campo: Dieser Strand ist ähnlich belebt wie der bei Lacona.
- Cavoli Strand: Zu diesem Strand haben wir es leider nicht geschafft, aber er soll einer der Schönsten auf Elba sein.
- Auf halber Strecke zwischen Chiessi und Cavoli liegt der Fetovaia Strand, den wir am Spätnachmittag aufgesucht haben. Auch hier ist eher viel los, es gibt alles, was das Kinder- und Erwachsenenherz begehrt.
- Cotoncello Strand: Ein echter Geheimtipp! Dieser Strand liegt hinter dem von Sant’Andrea. Katrin und ich haben uns im Supermarkt eine eher günstige Schnorchel-Erstausstattung gekauft und haben dann abwechselnd ein wenig die Unterwasserwelt Elbas erschnorchelt.
- Die Strände bei Procchio und Biodola sollen sich hervorragend für kleine Kinder eignen.
Marina di Campo
Marina di Campo ist einer der Hauptorte auf Elba. Diese Gegend und der kilometerlange Strand sind bei Touristen sehr beliebt, nicht umsonst gibt es hier zahlreiche Hotels und Campingplätze für einen Urlaub auf Elba. Uns wäre hier auf Dauer zu viel Trubel, aber für einen Bummel durch die Stadt oder ein paar Stunden am Strand lohnt sich Marina die Campo auf jeden Fall.
An diesem Ort macht es einfach Spaß, mit Sack und Pack durch die Straßen zu schlendern, das eine oder andere schöne Foto von den Gassen, Häusern und Treppen zu schießen: Die Via Roma, Via Guglielmo Marconi oder Via Nino Bixio sowie der Hafen solltet ihr unbedingt einmal abklappern.
Chiessi & Pomonte
In unserer direkten Nachbarschaft lagen die beiden Ortschaften Chiessi und Pomonte im Westen Elbas. Die beiden Dörfchen sind eher ruhiger und es verirren sich deutlich weniger Touristen hierher als in andere Ortschaften Elbas. Der kleine Strand vor Chiessi besteht aus Kieselsteinen, was uns aber nicht davon abgehalten hat, vor oder nach dem Abendessen noch einmal vorbeizuschauen. Nach Pomonte kann mal laufen, was wir sogar mit den Beiden in der Trage gemacht haben.
Poggio, Marciana Marina & Procchio
Auch den drei Orten Poggio, Marciana Marina und Procchio im Nordwesten kann man einen Besuch abstatten. Wir haben alle drei Städtchen an einem Tag gemacht, da sie nah beieinander liegen. Poggio hat uns dabei mit Abstand am besten gefallen. Dieses Bergdorf kann ebenso wie Marciana Marina auf eine lange Geschichte zurückblicken und hat neben einer tollen Aussicht auf die Umgebung auch ein wenig Kulturgeschichte mit der Kirche San Nicolo und viel Natur bestehend aus unzähligen Kastanienbäumen zu bieten.
Marciana Marina hat Katrin und mir auch ganz gut gefallen. Was die Sprösslinge anbelangt weiß ich nur, dass Julian froh ist, wenn er Boote sieht und Luise, wenn sie über eine Piazza stolpern kann. Procchio hingegen kann man sich sparen, wenn man auf der Suche nach Geschichte und Kultur ist. Bummeln, Shoppen und Speisen lässt es sich aber gut hier.
Fazit & Abreise
Wie ihr gesehen habt, hat die toskanische Insel Elba so einiges zu bieten. Plant auf jeden Fall genügend Zeit ein, um euch die vielen schönen Flecken der Insel in Ruhe anzuschauen. Selbst wir haben noch längst nicht alles gesehen. Wenn unsere Kinder älter sind, wollen wir auf jeden Fall wieder kommen, am besten im Frühjahr oder Herbst, denn dann können wir gemeinsam mehr in der Natur erleben.
Die Natur mit ihrer Schönheit ist vielleicht bei unserer Reise etwas zu kurz gekommen, aber stundenlange Wanderungen sind mit Julian und Luise einfach noch nicht drinnen. Beim nächsten Urlaub auf Elba werden also nicht nur die Dörfer, Häfen und Strände erkundet, sondern vor allem das Hinterland mit dem Monte Capanne und Co.”