“Als die Wehen einsetzten und sich Eddi nun wirklich ankündigte, bekam ich auf einmal Angst vor dem, was folgen sollte. Die Angst war nicht die Panik vor der bevorstehenden Geburt, sondern die Angst vor dem Leben zu Dritt. Die Angst vor der Aufgabe, sich als Mutter zurücknehmen zu müssen und sich trotzdem selbst zu verwirklichen.
Dazu muss ich sagen, dass die Wehen mitten in den Alpen starteten. Jan und ich sind totale Naturfreaks, verbringen jede freie Sekunde an der frischen Luft, lieben es zu wandern, lieben die ruhigen Momente ganz für uns allein in der “Wildnis” und saugen das Gefühl dieses Freiraums auf, so sehr wir können.
So auch an dem Tag der Geburt, die sehr überraschend auf unserem letzten gemeinsamen Ausflug zum Hausberg bei uns ums Eck startete. Ich bemerkte ein leichtes Ziehen, als ich gerade die erste freie Sicht auf die noch in der Morgenröte schlummernden Berggipfel genoss. Panisch suchte ich Jans Blick: “Schaffen wir das? Können wir auch in Gemeinschaft frei sein?”. Obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt gelassen an das Thema Familie heranging, kamen plötzlich Zweifel auf, ob wir unseren Lebensstil auch mit Kindern noch so fortführen konnten.
So waren doch diese Momente der Freiheit auf unseren Reisen Lebenselixier für uns. Ob das mit Baby auch möglich ist? Eddi wurde 6 Stunden später in einem Krankenhaus in Garmisch geboren und nun gab es keine Zeit mehr, sich diesen Zweifeln zu widmen. Doch Jan behielt meine Unsicherheiten im Hinterkopf und überraschte mich mit dem Abschluss meines Wochenbetts mit einem Zugticket für uns Drei: Südtirol!
Der erste Urlaub mit Baby sollte eine Woche später starten und ich wusste nur, dass es nach Bozen ging. Südtirol – ach wie sehr ich dich doch mag! In meinen Augen genießt die Region alle Vorzüge, die man sich als Urlaubsziel nur so wünschen kann. Die mediterrane Gelassenheit der Italiener, die Schönheit der Dolomiten und ach, das Essen! Wo fange ich da nur an zu schwärmen?
Doch wie hatte sich Jan nur die Reise vorgestellt? Ich war absolut noch nicht in der Lage, zu planen. Aber ich hatte Vertrauen in den Vater meines Kindes und dieser wollte mich überraschen, wollte mir zeigen, dass wir auch mit Eddi frei sein können.
Drei Stunden Zugfahrt vergingen wirklich wie im Flug. Eddi verschlief jede Sekunde unserer Anfahrt. In Bozen gönnten wir uns ein cremiges italienisches Eis, mein erstes Eis in diesem Frühling und mein gänzlich erstes Eis als frischgebackene Mama. So schlenderten wir mit einer kleinen Stillpause in der wärmenden Sonne durch das schöne Bozen – Eddi im Tragetuch, Jan mit Rucksack bepackt.
Weiter ging es mit dem Zug nach Waidbruck, 20 Minuten von Bozen entfernt im schönen Eisacktal gelegen. Die Luft der Berge wehte mir um meine Nase und auch Eddi schien dies positiv zu bemerken. So streckte er sein Näschen aus dem Tuch in Richtung Himmel.
Plötzlich fühlte ich mich wieder frei, obwohl Eddi warm an mir wie ein Kängurubaby klebte. Doch unsere Reise ging noch weiter und mit der Ankunft unseres Hoteltransfers wurde Jans Überraschung offenbart: Jan hatte für uns vier Nächte im Biohotel Pennhof gebucht! Über dieses Hotel hatten wir erst wenige Wochen zuvor gesprochen. Wir machen eigentlich nie Hotelurlaub, aber über die Broschüre dieses Hotels bin ich mal in einem Restaurant gestolpert und ab da war klar, dass ich dort auch mal gerne residieren möchte – vor allem als Kontrastprogramm zu unseren Camping-Trips.
Biohotel? Nicht nur das Essen ist hier bio und natürlich regional sowie vorwiegend aus dem eigenen Garten. Und für alle, die Fleisch essen: Das Hotel verwendet hofeigenes Biofleisch. Auch die verwendeten Materialien im Haus werden aus natürlichen biologischen Rohstoffen gewonnen, was nicht nur ökologisch wertvoll ist, sondern auch Allergikern zugutekommt. In der Broschüre klang das natürlich alles sehr ansprechend, aber in natura war ich völlig von den Socken.
So liegt das Hotel nicht nur in der schönsten Natur und präsentiert in jedem Raum das prunkvollste Alpenpanorama, sondern bietet auch Bio-Wellnessanwendungen. Jan hatte für uns eine Gartensuite gebucht, die wunderbar nach Zirbe duftete. Gerade in den ersten Wochen nach der Geburt war dies wohl das beste Geschenk, das mir Jan machen konnte. Hier ging es wirklich nur um die Erholung und um uns als Familie, es war quasi eine Reise zum Ankommen in unserem neuen Leben.
So erlebten wir die kommenden vier Tage sehr flexibel und spontan, verbrachten viel Zeit im Garten des Hotels und unternahmen leichte Fußmärsche in den unmittelbar angrenzenden Wandergebieten. Da Eddi in dieser Zeit besonders viel schlief, war dies mit Tragetuch ausgestattet super einfach machbar. Besonders gut hat uns der Kneipp-Parcours am Barbianer Wasserfall gefallen, der nur wenige Fußmeter vom Hotel entfernt liegt. Während Eddie leise im Tuch vor sich hinknarzte, genossen wir das kühle Wasser an den Füßen als Teil der Kneipp-Wanderung.
Endlich hatten wir mal viel Zeit für lange Gespräche und romantische Momente der Zweisamkeit (ein schlafendes Würmchen zählen wir hier nicht mit :)). Eine Wohltat war für uns auch die finnische Biosauna, in der wir abwechselnd entspannen konnten, während wir im Ruheraum auch Eddi wieder schlafend (!!) mitnehmen konnten, um so gemeinsam den wunderbaren Blick auf die Dolomiten zu genießen.
An zwei Abenden war Eddi etwas unruhiger, doch auch hier half ein ausgedehnter Gute-Nacht-Spaziergang um das Hotel herum. An einem Nachmittag fuhren wir nach Brixen und besichtigten den Brixner Dom und genossen im Traubenwirt ein tolles Abendessen ebenfalls mit regionaler Kost.
Insgesamt hat sich der überraschende Kurzurlaub in Südtirol mit unserem kleinen Baby Eddi wirklich sehr ausgezahlt. Er hat uns nicht nur ein wenig Abwechslung zum neuen Familienalltag geboten, sondern mir auch gezeigt, dass man auch mit Kindern weiterhin die Dinge genießen kann, die einem wichtig sind. Man genießt anders, dafür bewusster. Schließlich geht es darum, einfach auszuprobieren und sich auf neue Dinge einzulassen.
Mit einem kleinen Baby geht Südtirol besonders gut, da sich so auch kleinere Wanderungen problemlos machen lassen, während das Kind in der Trage schlummert. An der frischen Bergluft schlafen Babys übrigens besonders gut, das haben zumindest unsere neu gesammelten Erfahrungen in Südtirol gezeigt.”