Packen & Anreise: Es ging wohl wieder mit der ganzen Sippe irgendwo für längere Zeit hin. Das merkte ich kleiner schlauer Fuchs daran, dass die große silberne Kiste mit den 4 Rollen gepackt wurde. Packen – so habe ich gelernt – besteht wohl darin, alle erdenklichen Dinge auf einen Haufen zu werfen und dann zu versuchen, die viel zu große Menge in die viel zu kleine eckige Kiste zu quetschen. Zumindest in unserer Familie wird das so gehandhabt.
Ich habe das Spiel natürlich sofort nachgemacht: Alle Klamotten und andere Gegenstände, an die ich heran gekommen bin, habe ich auf den Boden gepfeffert und mich anschließend darauf gesetzt. Keine Ahnung warum, aber das hat Mama auch gemacht. Zwischendurch habe ich ihr geholfen und Anziehsachen von mir und meiner Schwester Miri ebenfalls auf den Chaoshaufen in der silbernen Kiste gelegt.
Meine geliebte Mama musste lachen, hatte ich doch dicke Pullis, meine Mütze, die Schneehose und Friedrichs zerkaute Schuhe mitnehmen wollen. ‘Das ist ganz lieb von dir, aber selbst im Harz ist es im Sommer schön warm und wir brauchen im Urlaub keine dicken Sachen für euch.’ Friedrichs angesabberte Birkenstocks durften aber mit.
Ein kleiner Sieg für mich und was die Klamotten anbelangt, bin ich nun einmal in einem Alter, in dem es mir herzlich egal ist, womit ich mich in die nächste Pfütze werfe oder worauf ich mein Frühstück, die Nudeln oder den Apfelsaft verteile. Pulli bleibt Pulli und eine Schneehose ist schließlich auch eine Hose. Papa wird mir schon was Neues anziehen, wenn es ganz schlimm ist und sich beide schämen, mit so einem versauten Dreckspatz vor die Tür zu gehen.
Am nächsten Morgen ging es mit Mama, Papa, Miri und meiner Wenigkeit im Auto in den Harz. Ich habe keine Ahnung, was das sein soll, aber meine Eltern malten sich den Urlaub mit uns und unserem Hund Friedrich in diesem Harz so richtig schön aus. Anscheinend sollten wir im Harz Urlaub auf dem Bauernhof in der Nähe von Wernigerode machen und dort die nächsten 6 Tage verbringen. Gegen einen Campingplatz im Harz haben sie sich wohl aufgrund des Gezeters meiner Schwester letztes Jahr auf Usedom entschieden. Es war der Dame wohl nicht fein genug.
So – wie ihr merkt – habe ich immer ganz viel zu erzählen, daher jetzt die Kurzfassung. Hier an dieser Stelle noch eine kurze Anmerkung meinerseits: Die Namen der Orte verstehe ich nicht und kann ich mir ohnehin nicht merken. Für mich zählen zudem auch nur Spielplätze, Stufen und andere Gegenstände, auf denen ich herumklettern kann und Tiere, die ich angucken kann.
Die Prioritäten meiner Eltern liegen – unverständlicherweise – an anderer Stelle. Aaahs, Ooohs und helle Begeisterung wurden in diesem Urlaub im Harz von den Fachwerkhäusern in Wernigerode, bei so einem großen Brocken und beim Besuch der Brauerei in Altenau ausgelöst. Lest selbst – im Gegensatz zu mir könnt ihr das ja schon :):
Tag 1 – Ankunft auf dem Bauernhof: Ich muss gestehen, dass ich unsere Reise komplett verschlafen habe, im Auto ist es immer so gemütlich und ruckelt so angenehm. Abends habe ich wohl in der Ferienwohnung noch murrend meine Nudeln (das Gemüse habe ich absichtlich missachtet) gegessen und habe dann ordentlich gequengelt:
Wichtig hierbei ist es, ein andauerndes Genöle zu fabrizieren, das meine Eltern derart auf die Palme bringt und ich alles kriege, was ich will. Also fast alles. In diesem Fall 1:0 für mich: Um halb 9 durfte ich endlich ins Bett.
Tag 2 – Ausschlafen (soweit ich es zulasse) & die Gegend erkunden: Diese beiden Aktivitäten stehen bei jedem Familienurlaub am 1. eigentlichen Urlaubstag auf dem Programm. Warum sollte man also die Tradition brechen? Nach dem Frühstück ging es raus auf den Bauernhof, auf dem ganz viele Kühe, Gänse und Ziegen wohnen.
Besonders schön fand ich es, wenn Mama und Papa mich abwechselnd hochgehoben haben, damit ich die Kühe streicheln konnte. Die haben ein genauso schönes Fell wie Friedrich.
Am Nachmittag ging es nach dem Mittagessen im Buggy in das nahegelegene Wernigerode. Meine Eltern fanden die Altstadt mit den Gassen, den Fachwerkhäusern und dem Rathaus sehr schön. Miri und ich fanden das Ganze nicht so spannend. Ganz im Gegensatz zum Schloss Wernigerode:
Meine Schwester war begeistert und hat die ganze Zeit irgendwas von einem Gespenst erzählt, das dort wohnt. Ich habe nicht alles verstanden, fand es aber sehr witzig, Miri nachzuahmen und wie ein heulendes Gespenst mit weit aufgerissenen Armen durch die Gegend zu stolpern.
Tag 3 – Auf zum Brocken: Heute ging es mit der Schmalspureisenbahn auf den Brocken – ein schönes Ausflugsziel für die ganze Familie. Toll wie diese alte Lokomotive raucht und zischt. Wanderungen im Nationalpark sind wohl auch möglich, aber das war meinen Eltern dann mit mir zu anstrengend. Immer diese Ausreden für die eigene Faulheit… Soweit ich das beurteilen kann, ist die Aussicht ziemlich atemberaubend, man kann ganz weit sehen und überall sind Bäume.
Damit meine Eltern auch einmal das machen können, was sie möchten, habe ich meinen Mittagsschlaf im Buggy ein wenig vorverlegt, sodass sie sich in Ruhe die Ausstellung im Brockenhaus und den Brockengarten anschauen konnten. Was für ein lieber Spatz ich doch bin.
Nachmittags ging es dann auf Wunsch von Miri auf die Sommerrodelbahn Brocken Coaster in Schierke im Harz, schließlich soll jeder von uns im Urlaub auf seine Kosten kommen. Mit mir haben sich Mama und Papa nicht getraut, Miri schien dafür umso mehr Spaß zu haben. Ich wurde dann mal von Mama, mal von Papa bespaßt und mit Kuchen und Kakao bestochen.
Tag 4 – Achtung: Geheimtipp für euren Urlaub im Harz: Tag 4 sollte mir noch lange – zumindest schemenhaft – in Erinnerung bleiben. Auf die wahrhaft längste Hängebrücke der Welt ging es heute: Titan. Ich schätze einmal, es waren gut 458,5 m – ich kann mich da natürlich auch irren. Friedrich durfte mit und auch mein Buggy war kein Problem, wir mussten ihn nur vorher anmelden.
Papa hat ein bisschen Höhenangst, aber meine Mama und Miri stehen auf so etwas. Also musste er mit. Auch Friedrich fand es anfangs etwas komisch, hat sich aber schnell an die Höhe von ca. 100 m gewöhnt. Der Blick ist der Wahnsinn und wir haben es zusammen als Familie in vollen Zügen genossen.
Da die Brücke nicht unbedingt zum Toben einlädt und man auch ein ständiges Hüpfen und Springen dort oben tunlichst vermeiden sollte, hatten Miri und ich nach dem Adrenalinstoß Hummeln im Hintern. Also ab auf den Spielplatz!! Die Fahrt nach Hause auf den Bauernhof war laut Aussage meiner Eltern sehr entspannt, weil wir sofort eingeschlafen sind.
Immer noch Tag 4 – Achtung – meine Eltern planen schon den nächsten Urlaub: Durch unseren verlängerten Mittagsschlaf waren wir auch am späten Nachmittag noch quietschfidel. Daher beschlossen meine Eltern, wieder einmal das Experiment “Essen gehen mit Kindern” zu wagen.
Mich interessierte nur die Knoblauch-Pizza (meine Leibspeise), mit allem anderen durften sich die Erwachsenen beschäftigen. Meine Mama ließ sich wieder einmal von ein paar sehr redseligen Tanten und Onkeln am Nebentisch in ein Gespräch verwickeln, meine Eltern haben sich tatsächlich all ihre 4 Ohren abquatschen lassen.
Anscheinend haben sich meine Erzeuger über mögliche Aktivitäten im Winter für einen Urlaub im Harz informieren lassen. Sie fanden es hier ja soooo schön und würden sich gerne noch andere Ecken angucken. Anstatt Badeseen und Sommerrodelbahnen stehen dann im Dezember 2023 oder Januar 2024 Skigebiete und eine Hütte im Schnee auf dem Programm – Harz wir kommen.
Tag 5 – Wandern mit Hund Friedrich: Heute ging es Richtung Bad Harzburg, wo der Baumwipfelpfad auf uns wartete. Leider haben sich meine Eltern vorher nicht schlau gemacht, der Pfad ist zwar kinderwagengerecht, aber Hunde sind nicht erlaubt. Keine Ahnung, was die gegen unseren lieben Friedrich haben, aber irgendwas werden die sich schon gedacht haben.
Ich hatte schon so etwas in der Art vermutet, aber auf mich hört ja keiner. Damit unser Aktivurlaub (Rennen und Stöckchen Fangen auf einer Wiese) mit unserem Hund im Harz nicht ins Wasser fiel, mussten wir spontan umplanen. Also noch einmal von Bad Harzburg eine knappe halbe Stunde ins Auto setzen und schon waren wir im Hundewald in Wildemann angekommen. Friedrich war glücklich und wir waren es auch.
Am Nachmittag ging es dann für Papa und Miri in das Brauerei Museum in Altenau, für Mama, Friedrich und mich in den Kräutergarten. Ich finde, das riecht ohnehin alles viel besser, als das stinkige Bier, das Papa und Mama manchmal trinken.
Tag 6 – Abreise: Heute Morgen hieß es wieder packen und ab ins Auto. Schön war es im Harz, aber ich freue mich jetzt wirklich auf Zuhause und meine Freunde aus dem Kindergarten! Dieses ganze Reisen schlaucht doch ziemlich – vor allem in meinem Alter. Ich bin schließlich auch nicht mehr der Jüngste.