Wohin soll die Reise gehen – das Baltikum als Reiseziel für den nächsten Familienurlaub
Geografisch und von Norden nach Süden betrachtet liegen das Baltikum und dessen drei Staaten Estland, Lettland und Litauen an der nordöstlichen Ostseeküste und grenzen an die Nachbarländer Russland, Weißrussland sowie Polen.
Estland mit seiner Hauptstadt Tallinn ist das kleinste (ca. 45.000 km²; 1,3 Millionen Einwohner) und nördlichste der baltischen Länder, verfügt über sprachliche Verwandtschaft und kulturelle Verbindungen mit Finnland, eine knapp 3.800 Kilometer lange Küste mit zahlreichen kleinen Buchten und vorgelagerten Inseln sowie ausgedehnte Wälder und viele Moore.
Landschaftlich ähnlich, wenn auch größtenteils flacher sowie historisch stärker vom hanseatisch-deutschen Erbe und Protestantismus geprägt, zeigt sich das südlich anschließende Lettland (gut 64.000 km²; 1,9 Millionen Einwohner) rund um seine Hauptstadt Riga.
Litauen in dessen Süden (gut 65.000 km²; ca. 3 Millionen Einwohner) mit seiner Hauptstadt Vilnius ist demografisch und geografisch das Größte der baltischen Länder sowie aufgrund der räumlichen Nähe zu Polen mehrheitlich katholisch. Bei Reisen mit Kindern im Baltikum können aufgrund der relativ geringen Entfernungen und gut ausgebauten Verkehrsverbindungen auch alle drei Länder miteinander kombiniert werden.
Estland – das baltische Juwel
Trotz seiner vergleichsweise geringen geografischen Größe verfügt das häufig zu Recht als „baltisches Juwel“ beworbene und gerühmte Estland mit sechs Nationalparks über die diesbezügliche größte Anzahl in der Region. Deutlich stärker als Lettland sowie Litauen ist Estland von Wasser geprägt. Neben dem 3.555 km² großen Peipussee an der Grenze zu Russland als größtes Binnengewässer im Baltikum beherbergt Estland zahlreiche weitere sehenswerte Seen und Flüsse sowie eine imposante Küste mit über 2.200 Inseln.
Der Nationalpark Matsalu um die gleichnamige Bucht, den Fluss Kasari sowie das Seegebiet Väinameri im Westen und der Nationalpark Vilsandi auf der Insel Saaremaa sind jeweils ausgewiesene Vogelschutzgebiete. Der Nationalpark Alutaguse bei Jõhvi im Nordosten ist Lebensraum für Schneehühner und Steinadler. Der Nationalpark Karula bei Antsla im Süden ist ein schöner Ausflugstipp für euren Urlaub im Baltikum: Hier könnt ihr über 150 originalgetreu restaurierte historische Bauernhöfe besichtigen.
Ein Land mit Geschichte: Lettland
Lettlands altehrwürdige und traditionsreiche Hauptstadt Riga, deren historisches Zentrum wegen ihrer gut erhaltenen Jugendstilarchitektur seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist mit zurzeit rund 630.000 Einwohnern die größte und international bekannteste sowie meistbesuchte Stadt des Baltikums.
Die lange Historie der berühmten ehemaligen Hansestadt am Fluss Düna (Daugava) sowie des nach ihr benannten Rigaer Meerbusens reicht bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts zurück, als deutsche Fernhändler und Kaufleute hier in kurzer Zeit eine kleine Siedlung zu einer wohlhabenden sowie rapide wachsenden Stadt ausbauten.
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert war Riga nacheinander Teil Polen-Litauens, Schwedens und Russlands sowie lokaler Schwerpunkt der Reformation im Baltikum. Nach den Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs sowie der Fremdherrschaft durch die UdSSR ist Riga seit 1991 wieder die Hauptstadt eines unabhängigen Lettlands.
Zu den berühmtesten Attraktionen sowie Sehenswürdigkeiten im Stadtgebiet zählen zweifellos der Backstein-Dom (Rīgas Doms) von 1211, das einstige Schloss des Livländischen Ordens (Rīgas pils) aus dem 14. Jahrhundert, in dem heute der Staatspräsident residiert und das Schwarzhäupterhaus auf dem Rathausplatz aus derselben Epoche, welches jedoch nur als Rekonstruktion aus den 1990er-Jahren erhalten ist.
Litauen: Ein Land der Gegensätze
Wie weiter oben schon erwähnt, ist Litauen der größte und südlichste Staat des Baltikums. Von 1569 bis 1795 und damit über 200 Jahre bildete das Land gemeinsam mit Polen die sog. „Rzeczpospolita“, Lubliner Union bzw. polnisch-litauische Adelsrepublik, die damals für ethnische Vielfalt und Harmonie, religiöse Toleranz sowie parlamentarische Herrschaft überregional bekannt war.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde Polen-Litauen zwischen den aufstrebenden und direkt benachbarten Großmächten Russland, Österreich und Preußen aufgeteilt. Im 19. und 20. Jahrhundert verwüsteten mehrere Kriege Litauen, die deutsche sowie sowjetische Besatzung richteten ebenfalls viel Schaden an.
Seit 1991 ist das Land genau wie seine baltischen Nachbarn wieder ein eigenständiger Staat und entwickelt sich auch immer mehr zum populären, günstigen und gut erreichbaren Ziel für einen nachhaltigen Familienurlaub im Baltikum.
Touristisch wird Litauen meist in fünf Regionen unterschieden: Aukštaitija (Hochland) liegt im Nordosten an der Grenze zu Lettland rund um die Städte Jonava, Kėdainiai, Panevėžys, Ukmergė, Utena und Visaginas und hält den Lūšiai-See als besonders idyllisches Ausflugsziel im Baltikum-Urlaub parat.
Über den Nordwesten erstreckt sich das Gebiet Žemaitija samt der größten Stadt Telšiai sowie dem gemütlichen Küstenort Palanga, Tytuvėnai inmitten vieler romantischer Seen und den bekannten Wallfahrtsorten Šiauliai und Žemaičių Kalvarija. Das im deutschen Sprachraum früher als „Memelland“ bekannte Gebiet Mažoji Lietuva liegt entlang der Ostseeküste und ist quasi die litauische Riviera.
Sehenswerte Städte sowie gastfreundliche Badeorte sind Klaipėda, Minija, Nida, Rusnė, Šilutė und Tauragė. Die Landzunge Kurische Nehrung („Kuršių Nerija“) ist ein als UNESCO-Weltnaturerbe anerkanntes Naturdenkmal mit Nationalpark. Südöstlich schließt die bis auf die zweitgrößte Stadt Litauens Kaunas recht ländliche Gegend Sūduva mit den beiden Städten Birštonas und Marijampolė an. Im Süden liegt das Gebiet Dzūkija/ Dainava mit der lebendigen Hauptstadt Vilnius sowie den beiden mittelalterlichen Städten Kernavė und Trakai.